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A.S. NEILL UND SUMMERHILL

Eine Rezeptions- und Wirkungsanalyse

Axel D. Kühn

Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades Doktor
der Sozialwissenschaften in der Fakultät für Sozial- und
Verhaltenswissenschaften
an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
2002


[Die Dissertation kann als PDF hier kostenfrei heruntergeladen werden. JG]

Dank

Zu danken habe ich Prof. Dr. Ulrich Herrmann, der in einem frühen Stadium der Arbeit dafür Sorge getragen hat, daß ich mit einem Stipendium der Landesgraduiertenförderung des Landes Baden-Württemberg ausgestattet wurde. Der Stiftung bin ich für ihre Unterstützung ebenfalls zu Dank verpflichtet. Die Forschungstätigkeit in anderen pädagogischen Feldern hat die Arbeit an der Dissertation nach Ablauf des Stipendiums jedoch immer stärker zurückgedrängt, so daß ich erst Jahre später und unter geänderter Fragestellung zur konkreten Arbeit am Thema Neill und Summerhill zurückkehren konnte. Dafür, daß es dazu kam, danke ich meinem Doktorvater und damaligen Chef Prof. Dr. Hans Thiersch, der das Dissertationsprojekt stets im Auge behielt und zum richtigen Zeitpunkt den entscheidenden Impuls zur Neuorientierung in der Beschäftigung mit Neill und Summerhill gab. Prof. Dr. Kristian Kunert war in der Endphase der Entstehung dieser Arbeit (und schon ganz zu Beginn meines Studiums) ein "fördernder Geist". Schließlich danke ich den Kolleginnen und Kollegen an meiner gegenwärtigen Arbeitsstelle, dem "Zentrum zur interdisziplinären Erforschung der Lebenswelten behinderter Menschen" dafür, daß im arbeitssamen Klima der beengten Räumlichkeiten ein Großteil der Schlußfassung dieser Arbeit im Herbst/Winter 2001 Gestalt annehmen konnte.

Danken will ich auch unserer ehemaligen Nachbarin Christel Runte. Sie hat mir, als ich 12 Jahre alt war, Alexander Neills Buch "Die grüne Wolke" geliehen. Das war der Auslöser für meine Beschäftigung mit Neill. Frau Runte hat ihr Buch nie zurück bekommen. Gegenwärtig lese ich daraus meinen Kindern, Noah und Ole vor.

Darüber hinaus gilt mein Dank einer großen Zahl von Personen, die mich im bald zehnjährigen Prozeß der forschenden Beschäftigung mit Neill und Summerhill in vielfältiger Weise unterstützt haben; sei es, daß sie mir Material zur Verfügung gestellt haben oder im Gedankenaustausch über das Thema Ideen und Anregungen beigetragen haben: Craig Fees am Planned Environment Therapy Trust Archive, der mich auf meiner Forschungsreise mit Material und menschlicher Unterstützung versorgt hat und schließlich mein Summary in "propper English" verwandelte; Jonathan Croall, dessen Archivalien ich sichten und erneut auswerten durfte; den Damen und Herren, die an der Universitätsbibliothek Tübingen mit Fernleihen und Auslandsausleihen beschäftigt waren und sind; Johannes-Martin Kamp, dessen Detailwissen mich stets beeindruckt hat; Uwe Naumann bei Rowohlt, durch dessen Lektorentätigkeit ich Respekt vor Wiederholungen und verborgenen Textwidersprüchen bekommen habe; Margit Zellinger, die allerhand zu Neills Wirken in Österreich zutage fördern konnte; Dorothea Fuckert, die die Texte über die jüngste Vergangenheit der Schule kritisch gelesen hat, Gudrun Kruip, die der New Education Fellowship auf der Spur war, ebenfallsdamit beschäftigt: Yoko Yamasaki, die ich an der Odenwaldschule traf und die die japanische Literaturliste aktualisiert hat

...und vielen mehr...


Schließlich danke ich meiner Frau, Ruth Doersing, die geduldig die Korrektur meiner oft fragwürdigen Interpunktion übernommen hat.

Ich widme diese Arbeit meinem Vater, Franz Peter Kühn, der
am Anfang meines Studiums 1985 viel zu früh gestorben ist.



Inhalt

&GRAVEL 1985 [Roman / Kanada]
Einleitung 5
"LITERARISCHES" Die Biographie Alexander Neills - Vorbemerkung7
Herkunft, Kindheit, Schulzeit bis zum Studium8
Erste Publikationserfahrungen12
A Dominie's Log 191514
A Dominie Dismissed 191717
The Booming of Bunkie 191920
Carroty Broon 192121
A Dominie in Doubt 192122
Deutschland26
A Dominie Abroad 192333
Österreich34
A DominieÕs Five 192435
England39
The Problem Child 192639
Leiston41
The Problem Parent 193242
Is Scotland Educated? 193643
That Dreadful School 193744
Wilhelm Reich45
Neill, Neill, Orangepeel (1939 - Entstehung der ersten Abschnitte) veröffentlicht: 197246
The Last Man Alive 193847
The Problem Teacher 193948
Ffestiniog49
Hearts not Heads in the School 194550
Rückkehr nach Leiston52
The Problem Family 194955
Neill, Neill, Orange-Peel (1960 - zweite Entstehungsphase) veröffentlicht: 1972]57
The Free Child 195357
Summerhill: A Radical Approach to Child Rearing 196061
SNITZER 1964 [Foto- und Textband über Summerhill / USA]63
Dr. h.c. mult. Neill64
Freedom not License! 1966 / Talking of Summerhill 196764
BERNSTEIN 1967/1968 [Summerhill-AbsolventInnen-Befragung / USA] 65
SEGEFJORD 1968 [Tagebuch eines Summerhill-Aufenthalts / Dänemark]68
WILSON, Kara o.J. (Wahrscheinlich 1985) [Drehbuch zu einem Kinofilm über Neill und Summerhill / England]69
"Die Grüne Wolke" und ihre Folgen in Deutschland69
WALMSLEY 1969 [Foto- und Textband über Summerhill / England]70
HART 1970 [Aufsatzsammlung vorwiegend amerikanischer AutorInnen / USA]74
LEONHARDT 1970 [längerer Aufsatz / Broschüre im Eigenverlag / Deutschland]76
POPENOE 1971 [Bilder- und Textsammlung eines Summerhill-Schülers / USA]76
Neill, Neill, Orange-Peel 197276
HEMMINGS 1972 [Biographie Neills / Befragung von SchulleiterInnen / England] ... 77
SCHMIDBAUER 1972 [Erziehungsratgeber / Deutschland]78
Nach Neills Tod78
CROALL 1983b [Biographie / England]80
Zwischenfazit zu den bisher beschriebenen Werken über Neill und Summerhill81
"PROFANES" Veröffentlichungen über Neill und Summerhill in "kurzlebigen" "Massen-"Medien83
Anlässe für die Berichterstattung84
4 Die drohenden Schulschließungen87
CUNNINGHAM U.A. 200097
Zusammenfassung zur Medienberichterstattung über Neill und S-hill101
Exkurs: Audiovisuelle Medien102
Exkurs: Bildhafte Darstellungen Neills107
"AKADEMISCHES"110
Monografien über Summerhill und Neill nach dessen Tod 110
KARG 1983 [Dissertation / Deutschland]111
SAFFANGE 1985 [Dissertation / Frankreich]111
WELLS 1985 [unveröffentlichte Examensarbeit / Schottland]112
113
HIRSCHFELD 1987 [vergleichende Studie / Deutschland113
SCHMIDT-HERRMANN 1988 [Dissertation / Schweiz]114
KAHLO 1991(?) [unveröffentlichte Examensarbeit / Deutschland]115
GOODSMAN 1992 [Dissertation / England]116
BLEIWEIS 1995 [unveröffentlichte Examensarbeit / Deutschland]116
K†HN 1995 [Biographie / Deutschland]117
ZELLINGER 1996 [unveröffentlichte bzw. im Internet einsehbare Examensarbeit / Österreich])117
AHRENS 1996 [unveröffentlichte bzw. im Internet einsehbare Examensarbeit / Deutschland]118
KAMP 1997 [Kurseinheit einer Fernunsiversität / Deutschland]119
LUDWIG 1997 [Aufsatzsammlung deutscher und englischer AutorInnen / Deutschland]120
BOSSELMANN 1999 [unveröffentlichte Examensarbeit / Deutschland]120
APPLETON 2000 [in Deutschland veröffentlichter Summerhill-Bericht / England]121
SIMS 2000 [Roman / England]121
Zusammenfassung und Fazit123
Nachgehende Autorinnen- und Autorenbefragung126
Herb SNITZER [USA]126
Emmanuel BERNSTEIN [USA]127
Bjarne SEGEFJORD [Dänemark]128
Ute SCHMIDT-HERRMANN [Schweiz] 129
Dan‘ GOODSMAN [England]129
Matthew APPLETON [England]131
Zusammenfassung und Fazit131
Wissenschaftliche Buch- und Zeitschriftenbeiträge über Neill und Summerhill133
Sammelbände und †berblickswerke134
Fachzeitschriften136
Zusammenfassung und Fazit140
Zusammenfassung der Arbeit143
Ausblick: Notwendigkeit der Vergegenwärtigung von Neills Erziehungsidee / neueste Veröffentlichungen zum Thema148
GERSTER/N†RNBERGER [Deutschland]149
PLAYDON [Dissertation England]151
Literatur153
Chronologische Liste von Schriften, die für die Beschäftigung mit Neill und Summerhill Relevanz haben153
Exkurs: Neills Rezeption in Japan und Fernost191
Unveröffentlichte Quellen, Briefe, Fernseh-, Film und Rundfunkmanuskripte .199
Chronologische Liste aller Schriften Neills204
Summary209


Einleitung

Alexander Neill war ein glänzender Publizist. Anders als viele andere Pädagogen, die sich überwiegend durch ihre praktische erzieherische Arbeit ausgezeichnet haben, die wiederum von Dritten dokumentiert wurde, hat Neill über seine erzieherische Praxis hinaus einen lebenslangen Werbefeldzug für seine pädagogischen Ideen geführt. Er hat 19 Bücher veröffentlicht und bis heute sind weitere vier Bücher ausschließlich mit Texten aus diesen Büchern erschienen. Einzelne Bücher haben unterschiedlichste Bearbeitungen auch in anderen Medien erlebt. Weiterhin hat Neill Zeitschriftenaufsätze verfaßt, Leserbriefe geschrieben, er hat zahllose Vorträge gehalten, Interviews gegeben, ist auf Konferenzen aufgetreten und war Gast in Fernsehshows. †ber Neill sind zahlreiche Bücher erschienen, unzählige Artikel in Magazinen und Zeitschriften geschrieben, Filmdokumentationen sowie Film- und Rundfunkbeiträge produziert worden. Er ist in Fotografie, Grafik, Karikatur und Skulptur "verewigt" worden.

Aufgabe dieser Arbeit soll es sein, den Verlauf, die Inhalte und Wirkungen dieser vielfältigen publizistischen Tätigkeit zu beschreiben und zu analysieren. Dabei geht es in gleichen Maßen um Neills eigene Veröffentlichungen und um die Rezeption seiner Schriften, wie sie sich in Publikationen europäischer und amerikanischer[1] Autorinnen und Autoren abbildet[2]. Noch während seines Lebens reagierte er auf die Veröffentlichungen über ihn und seine Schule und versuchte die Diskussion zu lenken. Dieser öffentliche "Dialog" wird ebenfalls dargestellt und interpretiert.

Bemerkenswert an der Rezeption Neills ist, daß sie in weiten Teilen in Medien stattgefunden hat, die nicht üblicherweise pädagogische Themen behandeln. Neill war sich noch in hohem Alter nicht zu schade dazu, in "Talk -Shows" aufzutreten, um seine pädagogische Utopie zu präsentieren und für den Fortbestand seiner Schule zu werben. Seine Schule wurde in Illustrierten und Tageszeitungen vorgestellt und diskutiert, Rundfunkbeiträge und Fernsehfilme wurden über sie produziert.

Diese Form der Berichterstattung wird oftmals in der pädagogischen Diskussion wenig ernst genommen, weil sie als unseriös eingestuft wird. Bezogen auf Neill und Summerhill soll und darf sie jedoch nicht vernachlässigt werden, weil Neill trotz und auch wegen seiner enormen Popularität in der akademischen Welt zeitweilig wenig wahrgenommen wurde. Auch dieser Umstand und die Gründe hierfür werden in dieser Arbeit betrachtet.

Pointiert kann behauptet werden, daß Alexander Neill der letzte internationale pädagogische "Superstar" war. Seit seinem Tod (und auch lange Zeit davor) gab es keinen bedeutenden Pädagogen (und schon gar keine Pädagogin, die oder) der die öffentliche Diskussion über Erziehung in dem Maß beeinflußt hat, wie Neill es tat.

Die Analyse aller zugänglichen Publikationen über den 1883 geborenen Neill und seine 1921 gegründete Schule Summerhill ermöglicht es, die Entwicklung einer weitestgehend "pädagogischen" Diskussion über einen Zeitraum von nahezu 100 Jahren nachzuzeichnen. Die Analyse setzt ein mit den Rahmenbedingungen der Lehrerausbildung Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts in Schottland und fährt fort mit Neills ersten Veröffentlichungen aus dem Jahr 1908. Sie reicht hin bis zu aktuellen Presseartikeln über Summerhill. Sie erfaßt darüber hinaus - gewissermaßen in die Zukunft gerichtet - ein Film- und Fernsehserienprojekt, das in Etappen 2001 und 2002 der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

In Ansätzen soll diese Arbeit diese pädagogische Diskussion auch in Beziehung zu den zeitgeschichtlichen Bedingungen, unter denen sie stattfand, darstellen. So ist Neills Pädagogik von ihren Ursprüngen her sicherlich in die Reformpädagogik (in ihrer Bedeutung als Epoche gleichermaßen wie in ihrer strukturellen Dimension) einzuordnen. So hatten seine frühen Werke ab 1915 bis in die zwanziger Jahre hinein in England bereits Bestsellerstatus. Anschließend wurde Neill vielfach mit der Psychoanalyse in Verbindung gebracht, der er zwar bereits früh viel Interesse entgegengebracht hatte, die aber seine Pädagogik eher wenig beeinflußt hat. Gleichwohl neigte Neill dazu, viele Elemente seiner Erziehungsidee mit einem psychoanalytischen Mäntelchen zu umkleiden. Später gelangte er in Zusammenhang mit der Studente nrevolte und der aus ihr erwachsenden "antiautoritären" Bewegung erneut zu hoher - diesmal internationaler - Popularität. In ihrem Zusammenhang wurde sein Erziehungskonzept lange diskutiert - er wurde vor allem in Deutschland von dieser Bewegung abgegrenzt, aber auch immer wieder an ihren Zielen gemessen. Neuerdings löst sich die pädagogische Diskussion über Alexander Neill von diesen historischen Kategorisierungen. In der gegenwärtigen Diskussion wird Neills Schulmodell in Verbindung mit neuen Lernformen, Curriculumentwicklung, Vernetzung und Demokratisierung diskutiert. Dabei kann festgestellt werden, daß zentrale Elemente des Schulkonzepts Summerhills in Zusammenhang mit aktuellen pädagogischen Herausforderungen Modellcharakter haben.

In der Betrachtung der Entwicklung der Rezeption Neills zeichnet sich ab, daß das "pädagogische Urviech" Neill [THIERSCH in einem Gespräch im Nov. 2001] gewissermaßen "domestiziert" worden ist. Die einstmals bestehende Brisanz ist aus dem Schlagwort "Summerhill" herausgewichen und damit hat sich ein Spielraum für eine neuerliche Betrachtung des pädagogischen Konzepts[3] ohne ideologische Verknüpfungen mit zeitgeschichtlichen Strömungen gebildet. Dieser gedankliche Spielraum war erfordelich, um zu erkennen, daß Neills pädagogische Idee originell und eigenständig ist und daß sie Bestand in einer sich rasant ändernden Welt hat, weil sie unter Beweis gestellt hat, daß sie eher in der Lage ist, gesellschaftliche €nderungsprozesse zu integrieren und absorbieren als als konventionelle Schulen.

Fußnoten:

[1] Die beachtenswerte japansiche Rezeption entzieht sich aus sprachlichen Gründen einer detaillierten Analyse. Dort wurden bereits frühzeitig Werke Neills veröffentlicht und noch heute stellen Schülerinnen und Schüler aus Japan einen großen Anteil der Kinder in Summerhill [vgl. hierzu Croall 1983b, S.397]. In einem Exkurs im Anschluß an die Literaturliste werden Angaben über die japanische und asiatische Rezeption skizziert [ab S.191].

[2] Mit "Publikationen" sind in diesem Zusammenhang nicht nur gedruckte Texte gemeint, der Begriff beinhaltet darüber hinaus auch Beiträge in anderen Medien (Rundfunk, Film und neuerdings auch Internet). Ebenso bedeutsam sind auch Adaptionen der Schriften Neills. Die im Jahr 2001 fertiggestellte Filmversion von Neills Kinderbuch "Last Man Alive" (1938) sichert Neill und seiner Schule erneute Aufmerksamkeit. Gleiches gilt für die monatelange Pressediskussion um die Schließung der Schule aus dem Jahr 1999, die mit einem spektakulären Gerichtsverfahren vor dem britischen High Court einherging, der sich in einem Urteil im April 2000 für den Fortbestand der Schule aussprach.

[3] Das Konzept bzw. die Theorie Neills wird durch die Konzentration auf die publizistische Tätigkeit Neills und seine Rezeption gewissermaßen in den Hintergrund gedrängt. Sie werden in dem Maße in dieser Arbeit dargestellt, wie dies zum Verständnis der beschriebenen Publikationen notwendig ist.