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Literatur & MedienZurück: Inhaltsverzeichnis Fortsetzung: Neills Leben als Grundlage seiner Pädagogik Laßt von der Wiege an den Menschen ungestört! treibt aus der engvereinten Knospe seines Wesens, treibt aus dem Hüttchen seiner Kindheit ihn nicht heraus! tut nicht zu wenig, daß er euch nicht entbehre und so von ihm euch unterscheide, tut nicht zu viel, daß er eure oder seine Gewalt nicht fühle, und so von ihm euch unterscheide, kurz, laßt den Menschen spät erst wissen, daß es Menschen, daßes irgend etwas außer ihm gibt, denn nur so wird er Mensch. Friedrich Hölderlin; Hyperion
Neill veröffentlichte zahlreiche Bücher über Kinder- und Jugendpsychologie und über Erziehungsfragen, in denen er seine Vorstellungen zur antiautoritären Kindererziehung vor allem an praktischen Beispielen darzustellen versuchte. Sein Hauptargument war, daß sich ein Kind nur in Freiheit entwickeln kann. Dabei lehnte er jede Form von Zwang und Unterdrückung in der Erziehung ab. Die Schule Summerhill erlangte weltweit Aufmerksamkeit als reformpädagogisches Modell einer freien Schule, die auf jegliche Gewalt in der Erziehung verzichtet. Neills charakteristisches Erziehungskonzept ist durch eine konsequente Haltung gegenüber dem Heranwachsenden gekennzeichnet. Summerhill ist weit über England hinaus bekannt geworden. In Deutschland fanden Neill und seine Internatsschule vornehmlich Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre große Beachtung, was nicht zuletzt mit dem Erscheinen seines Werkes "Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung" (1969) zu erklären ist. Noch einige Jahre zuvor war Neill in England und vor allem in der Bundesrepublik fast unbekannt, und kaum jemand interessierte sich für seine Ideen und seine Schule. Doch gegen Ende der sechziger Jahre wurde durch eine neue Bewegung der politischen Linken das öffentliche Interesse für eine neue Erziehungspädagogik geweckt. Der Begriff der antiautoritären Erziehung wurde plötzlich stark diskutiert. Man beschäftigte sich mit verschiedenen vor allem freiheitlichen Erziehungskonzepten. Viele Eltern und Erzieher nahmen Ende der sechziger Jahre und zu Beginn der siebziger Jahre begeistert antiautoritäre Grundsätze in ihre Erziehungspraxis auf, um ihre Kinder in Freiheit und ohne Gewaltanwendung und Zwang aufwachsen zu lassen. Es war das gemeinsame Ziel, die Autonomie und Selbständigkeit des Kindes in vollem Maße zu achten.
Da A.S. Neills Pädagogik und seine Schule Summerhill einen bedeutenden Einfluß auf Schulgründungen in der Bundesrepublik Deutschland Anfang der siebziger Jahre ausübten, wird erläutert, wie sich Neills antiautoritäre Ansätze in Deutschland, in der Kinderladenbewegung und in der späteren Gründung von Alternativschulen manifestierten, und wie diese deutschen antiautoritären Ansätze sich von Neillschen Auffassungen weiterentwickelten. Die Zielsetzungen und Leitlinien der Pädagogik A.S. Neills und ihre Umsetzung in Summerhill werden im darauffolgenden Kapitel einer kritischen Würdigung unterzogen. Daran schließt sich das letzte Kapitel an, das sich mit der Frage beschäftigt, inwieweit sich Summerhillsche Prinzipien auf das deutsche Schulsystem übertragen lassen oder nicht. Ein großes Problem bei der Abfassung dieser Arbeit war für mich der Umstand, daß ein Großteil der Literatur zur Pädagogik Neills und zu Summerhill in der "heißen Phase" der Neill-Rezeption, der ausklingenden Studentenbewegung in den frühen 70er Jahren, verfaßt worden ist und das Thema seitdem nur noch recht wenig Beachtung gefunden hat. Um mir dennoch ein Bild der heutigen Situation in Summerhill machen zu können, habe ich Summerhill besucht und bin mit verschiedenen ehemaligen Schülern von Summerhill bzw. den Eltern von Kindern, die zur Zeit dort zur Schule gehen, in Verbindung getreten. Von ihnen ist mir sehr viel aktuelles Material, vor allem zur Behandlung des Themas Summerhill in der englischen Presse der neunziger Jahre, zur Verfügung gestellt worden, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanke. Zur Dokumentation der Situation in Summerhill heute habe ich während meines Besuchs dort einen Videofilm erstellt. Für die tatkräftige Unterstützung durch Herrn Klug vom Audiovisuellen Zentrum (AVZ) der Pädagogischen Hochschule Heidelberg danke ich an dieser Stelle ebenfalls recht herzlich.
Wiss. Hausarbeit, 1. Staatsex. 1996, B. Ahrens, PH Heidelberg Zurück: Inhaltsverzeichnis Fortsetzung: Neills Leben als Grundlage seiner Pädagogik |