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Summerhill und die Situation 100 Jahre später

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Diss 2002: Axel Kühn: A.S. Neill/Leiston, Uni Tübingen

Ffestiniog

Auf die in ihrer Gesamtheit betrachtet erfolgreiche und stimulierende Zeit der 30er Jahre folgte mit Einsetzen des Zweiten Weltkriegs für Neill und Summerhill ein jäher Einschnitt, der sich als eine triste, ja deprimierende Phase in der Geschichte der Schule und in Neills Biographie charakterisieren läßt.

Alexander Neill begab sich auf die Suche nach einem Notquartier und machte Pläne, das Haus zu verkaufen [vgl. NEILL in: CROALL 1983a, S.49f]. Auch überlegungen, die Schule in die USA zu verlegen, wurden angestellt. "Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, zu versuchen, sie nach Amerika zu bringen, aber irgend etwas in mir war dagegen; ich nehme an, eine Art Weigerung, vor der Gefahr davonzulaufen" [NEILL in: PLACZEK 1981, S. 73; vgl. auch CROALL 1983a, S.51], schrieb er im August 1940 an Wilhelm Reich aus Ffestiniog, einem kleinen Ort im gebirgigen Nord-Wales, wo er schließlich eine renovierungsbedürftige alte Villa gefunden hatte, die einige Zeit leergestanden hatte [vgl. CROALL 1983b, S.267; vgl. auch HEMMINGS 1972, S.106; sowie NEILL in: CROALL 1983a, S.10, 239; und NEILL 1972, S.154ff]. Die Heizung war defekt, Fenster und Türen mußten repariert werden und durch das Dach regnete es herein. Nachdem diese notwendigen Reparaturen durchgeführt waren, verurteilten der unabläßige Regen und die isolierte Lage die Gemeinschaft zu einem tristen Warten auf das Kriegsende. "Vor Bomben sind wir in Wales zwar sicher, aber das Wetter ist ständig regnerisch und schwächt den Tatendrang, und man ist isoliert von Kultur und Gesellschaft." [NEILL in: PLACZEK 1981, S.126] "Here we are so out of things, seldom see a film, for it means queueing for the buses, usually in heavy rain. Visitors can't come. One gets tired of the staff; one exhausts one's and their conversation" DE: Hier sind wir so neben der Spur, dass wir selten einen Film sehen, denn das bedeutet, dass wir uns für die Busse anstellen müssen, normalerweise bei starkem Regen. Besucher können nicht kommen. Man wird des Personals müde; man erschöpft sein und sein Gespräch [NEILL in: CROALL 1983a, S.53], schrieb er an Lilian Morgans, eine schottische Freundin.

Im religiöen Wales brachte der Umstand, dass Neill und die Kinder an einem Sonntag im Garten arbeiteten, ihnen von einem Passanten einen Vortrag über die Entheiligung des Tages des Herrn ein [vgl. NEILL in: PLACZEK 1981, S.86, 140; vgl. auch NEILL 1945, S.73; sowie NEILL 1972, S.156]. So waren es nicht allein die klimatischen Bedingungen, die Neill das Leben in Wales schwer machten. "Mir geht es gut, aber ich bin nie so recht froh geworden mit meinem Exil in Wales. Das Klima, der Calvinismus, Personalprobleme, das alles macht mir zu schaffen." [NEILL in: PLACZEK 1981, S.135] In seiner Autobiographie sollte Neill sein Leben in Wales noch pointierter charakterisieren: "Ich war in die Atmosphäre meines schottischen Heimatdorfes zurückgekehrt. Kirchen und Choräle, überall - mit der dazugehörenden Scheinheiligkeit." [NEILL 1972, S.154]

Die Lehrerschaft an der Schule bereitete Neill zunehmend Schwierigkeiten [vgl. CROALL 1983b, S.273ff, 278f], wie Neill Reich gegenüber beklagte: ãVor allem sind die tatkräftigen Leute meist im Krieg, und die Gesellschaften füllen sich mit Pazifisten und Spinnern. Ich habe eigentlich nichts gegen Pazifisten als solche, aber ich habe eine Reihe von ihnen hier als Lehrer (man kann sonst niemanden bekommen) und habe die Nase voll von ihrer Unfähigkeit und Phantasterei und negativen Einstellung zum Leben. Es ist tatsächlich so, dass mich mein Personal mehr mitnimmt als die Schüler; und oft fragen mich Besucher: "Warum haben sie eigentlich so normale Kinder und so neurotische Lehrer?" [NEILL in: PLACZEK 1981, S.140]