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Summerhill und die Situation 100 Jahre später

Anfänge

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Auszug aus 1. Staatsexamensarbeit 1999: Stefanie Bosselmann: "We don't need no education" - Summerhill einst und jetzt

3.4 New Era und Hellerau

Neill begann nun, seine Grundsätze zu publizieren und seine Bücher wurden trotz seiner radikalen Haltung im allgemeinen positiv bewertet. So kam es, daß er zu Beginn des Jahres 1920 das Angebot zur Mitherausgeberschaft der reformpädagogischen Zeitschrift "New Era" bekommt (Vgl. Kapitel 2.4.). Zusätzlich unternahm er zahlreiche Vortragsreisen durch England und Schottland, besuchte fortschrittliche Schulen und suchte nach einem Standort für seine eigene Schule, für die er in der "New Era" bereits für Spenden warb.

Neills radikale Haltung entfachte viele Diskussionen und Streitereien mit anderen Reformpädagogen, die sich z. B. für mehr Freiheit der Kinder einsetzten, im Gegensatz zu Neill jedoch eine anerzogene, von der herrschenden Moral geleiteten Freiheit. Die Auffassungsunterschiede verstärkten sich im Laufe der Zeit so sehr, daß Neills Tätigkeit bei der "New Era" dort zwei Jahre später beendet wurde und er seine eigene Schulidee in die Realität umsetzen wollte.

Noch während seiner Mitherausgeberschaft reiste Neill im August 1921 nach Dresden. Offizieller Grund für die Reise war es, einen Artikel über die frühere Jaques-Dalcroze-Schule zu schreiben. Für Neill persönlich war jedoch eine Einladung von Lilian Neustätter viel interessanter, da diese eine Möglichkeit zur Gründung von Neills eigener Schule sah. In Hellerau bei Dresden bekam Neill das Angebot, als Erweiterung der Rhythmik-Abteilung und der "Neuen deutschen Schule" eine internationale Schule zu gründen. Dieses Angebot bezeichnete Neill im nachhinein als Datum seiner Schulgründung, auch wenn die Schule erst 1922 tatsächlich gegründet wurde (Vgl. Kamp 1995, 355). Hier konnte Neill seine persönlichen Vorstellungen einer Schule umsetzen: Er führte erneut die Selbstverwaltung ein, hob das Klassensystem auf, ließ die Schüler entscheiden, ob sie am Unterricht teilnehmen wollten, wendete paradoxe Sanktionen an und gab "private lessons" (s. Kapitel 3.3. und 4.5.). Die Organisation übernahm Lillian Neustätter und ihr Mann Dr. Otto Neustätter die Geschäftsführung der Schule. Neill schrieb währenddessen ein weiteres Buch seiner Dominie-Serie mit dem Titel "A Dominie Abroad" und stellte fest, daß er statt am Unterrichten jetzt verstärkt an der Psychoanalyse interessiert war.

Es kam schon bald aufgrund unterschiedlicher Meinungen zu Schwierigkeiten mit dem Personal der Neuen Deutschen Schule. Neill schrieb 1924 in "A Dominie`s Five" über die Situation folgendes:

This is not the place to tell how difficult the whole undertaking was. The chief difficulty was that three divisions shared the same hostel. Co-operation we found to be impossible, for our educational principles were poles asunder. The German Free School was founded on Philosophy; mine was founded on psychology. They believed inter alia in kultur [sic] and aestheticism: I believed inter alia in Charlie Chaplin and fox-troting (Neill. Zit. n. Kamp 1995, 356).
DE: Dies ist nicht der Ort, um zu sagen, wie schwierig das ganze Unternehmen war. Die Hauptschwierigkeit bestand darin, dass drei Abteilungen dasselbe Gebäude teilten. Eine Zusammenarbeit fanden wir unmöglich, denn unsere Bildungsprinzipien waren Welten auseinander. Die Deutsche Freie Schule wurde auf Philosophie gegründet; meins wurde auf Psychologie gegründet. Sie glaubten unter anderem an Kultur und Ästhetik: Ich glaubte unter anderem an Charlie Chaplin und Foxtrott tanzen.
Schließlich mußte 1923 die Schule geschlossen werden, da in Sachsen ein Bürgerkrieg zu befürchten war, woraufhin die Kinder von ihren Eltern nach Hause geholt wurden.